Stadtarchiv erhält 1300 Bilder der Limburger Zeitgeschichte

Sammlung von Günter Butzbach präsentiert das Leben in der Stadt in Bildern und Geschichten.

Fotos erzählen Geschichten – von Menschen, Ereignissen und nicht zuletzt von der Zeit, in der sie entstanden sind. 1300 Postkarten und Fotos aus Limburg an der Lahn hat Günter Butzbach, genannt „Ilo“, seit 30 Jahren von „seiner“ Stadt gesammelt. Zahlreiche Bilder hat er selbst geknipst, andere im Internet erstanden. Seine Sammlung übernahm Michael Schuy, Geschäftsführer der Firma Rudolf Schuy in Limburg, der nun die gesammelten Fotos durch seine Tochter Jacqueline Schuy an die Stadt Limburg übergeben ließ.


Abb.: v.l.n.r.: Dr. Marius Hahn, Jacqueline Schuy, Günter Butzbach, Dr. Christoph Waldecker (Foto: Stadt Limburg)

„Die Fotos, Postkarten und Motive sind ein Schatz für die Nachwelt“, sagte Bürgermeister Dr. Marius Hahn beim Sichten der Fotos und bedankte sich herzlich für die Schenkung bei Jacqueline Schuy. Einige der Geschäfte, die sich nicht mehr im Stadtbild finden, jedoch auf den Bildern zu sehen sind, kennt Hahn noch aus eigener Erinnerung.

In den acht Alben finden sich nicht nur Fotos aus unterschiedlichen Epochen Limburgs, sondern auch Anekdoten zu Menschen aus der Stadt und persönlich gefärbte Anmerkungen zur Zeitgeschichte. Das älteste Motiv dürfte vor 1870 entstanden sein. Es zeigt den Limburger Dom als Schwarz-Weiß-Aufnahme mit einem Verbindungsgang zwischen den beiden Türmen der Westfassade. Diese Verbindung wurde vermutlich zeitgleich mit dem Bau der beiden Südtürme im Jahr 1863/64 abgerissen.

Die Geschichten aus dem Leben in der Limburger Altstadt hat Butzbach teils selbst erlebt. Denn der mittlerweile 85-jährige ist selbst ein „Säcker“, wie ein verbreiteter Neckname für die Limburger lautet. Was er nicht mit eigenen Augen gesehen hat, hat er bei seinen Stammtischbesuchen im „Schlößje“ in der Barfüßerstraße mit eigenen Ohren gehört. Zahlreiche prominente „Säcker“ kannte Butzbach noch persönlich, so etwa Peter Schwertel, Limburger Original und mehrfacher Hessenmeister im Boxen.

Wortgewandt und amüsant schafft es Butzbach, den Bildern durch seine Geschichten Leben einzuhauchen und die Zuhörer zu fesseln. So berichtet er zu dem Bild der Autobahnbrücke über die Lahn, in der eine riesige Lücke klafft, dass das imposante Bauwerk von der deutschen Wehrmacht gesprengt wurde. Die gestaute Lahn und der damit am Abfluss gehinderte Emsbach setzten den ehemaligen Ort Mühlen (Eschhofen) unter Wasser. Teile der Bevölkerung mussten evakuiert werden, Tiere ertranken in ihren Ställen. Erst als die Amerikaner eine Furt in die Lahn sprengten, konnte das Wasser wieder ablaufen. Die 240 Meter lange Lücke wurde 1949 durch eine Notbrücke der Reichsbahn geschlossen.

Ein anderes Foto zeigt Elefanten vor der Bäckerei Will in der Salzgasse. Damit wollte der Direktor des Zirkus Williams den Bäckermeister Heinz Will überreden, mit ihm als stärkster Mann Europas in Las Vegas aufzutreten. Denn der Bäckermeister konnte mit seinen Zähnen ganze Menschen in die Luft heben. Auch der aktuelle Bürgermeister hatte das Vergnügen, seine Kräfte kennenzulernen.

Die teuerste Karte, den kolorierten „Kornmarkt“, so erzählt Butzbach, habe er für 160 Euro im Bieterverfahren auf einer bekannten Plattform ersteigert. Wie sich später herausstellte, war der einzige Mitbieter ein Bekannter von ihm, der das Gebot stetig in die Höhe trieb.

„So viele tolle Erinnerungen und schöne Geschichten, die gehören ins Stadtarchiv, um sie möglichst vielen Menschen zugänglich zu machen“, zeigt sich Jacqueline Schuy überzeugt. Gemeinsam mit dem Stadtarchivar Dr. Christoph Waldecker will Butzbach die Fotos noch mit den entsprechenden Hintergrundinformationen versehen. So könnten in naher Zukunft die Limburger Bilder und Geschichten in einer Ausstellung präsentiert werden.

Kontakt:
Stadtarchiv Limburg
Mühlberg 3
65549 Limburg a. d. Lahn
Tel. 06431/203-368
christoph.waldecker@stadt.limburg.de

Quelle: Stadt Limburg an der Lahn, Pressemitteilung, 24.5.2024.

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